„Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält. “ – Goethes Faust ist wohl das bekannteste Theaterstück der (Welt-)Literatur. Was ist daran heute noch bedeutsam? Was hat er uns heute noch zu sagen? „Zum einen werden in ihm alle großen Themen angesprochen: der Sinn des Lebens, die Wissenschaft, die Liebe, die Religion. Zum anderen wird in dem Doktor Heinrich Faust der „moderne Mensch“ geschildert: der unbedingte Individualist, der immer mehr will, der keine Grenzen kennt, rastlos sich von einem Event in den nächsten stürzt, der gewissenlos zerstört: sich, den anderen, sogar das, was ihn am Leben hält. Man kann den „Faust“ als Parabel auf die globalisierte und beschleunigte Welt lesen, in der der Mensch sein Glück im Konsum sucht und der unaufhörlich auf die Zukunft spekuliert. Wie vom Teufel geritten sucht er den Taumel (des Glücks, der Sinnlichkeit, des Naturerlebnisses) um den Preis der Vernichtung des Lebens. …“ (Aus der Programmankündigung, Südtiroler Zeitung, 2019) Wie aber ist der moderne Mensch (so geworden)? Warum wird das menschliche Zusammenleben in der modernen oder, wie manche sagen, der postdigitalen Welt immer schwieriger? Diesen Fragen möchte ich mit diesem Artikel nachgehen und meine Gedanken zur Segmentierung und Fragmentierung der Gesellschaft zusammentragen.
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Eine wachsende Anzahl von Krisen, sich verschiebende Machtverhältnisse zwischen den großen Nationen, eine immer stärker sich differenzierende Gesellschaft mit sehr heterogenen Sichtweisen auf die Welt, und insbesondere mit dem in der gesamten westlichen Welt vernehmbaren Rechtsruck, taucht immer wieder ein Begriff in der öffentlichen Debatte auf: Haltung zeigen - Das klingt ja erst mal gut. Foto: (c) Axel Schäfer Nur, was ist damit gemeint? Wie unterscheidet sie sich von Meinungen oder Gesinnung?Die Frage ist ein Klassiker, der Philosophen schon bis zurück zur Antike beschäftigt hat. Philosophen, aber auch andere „Menschenwissenschaftler“ wollen wissen, wie Menschen etwas tun und warum. Diese Frage betrifft nicht nur den ethischen Diskurs. Sie richtet den Blick auf den Umgang der Menschen miteinander? Muss eine Gesellschaft eine gemeinsame Haltung haben - und diese auch zeigen? Wie etwa in der wieder erwachten „deutschen Staatsräson“, die angesichts der jüngsten barbarischen Überfälle der Hamas auf Israel, zugleich dessen Recht auf Selbstverteidigung zur Wahrung ihrer Sicherheit beschwört. Zugleich mit dieser politischen Position, in der die deutsche Bundesregierung, eine eindeutige Haltung für Israel und die jüdischen Mitbürger in unserem Land bezieht, stimmt dieselbe Regierung mit Enthaltung zur Nahost-Resolution der UN, weil darin die Hamas nicht als Terrororganisation benannt ist, und die israelischen Opfer und Geiseln nicht eindeutig als solche benannt wurden. Haltung zeigen, Haltung bewahren, Haltung annehmen spricht das Selbstverständnis des Menschen und zugleich seinen Umgang mit der Welt an. Sie ist ein „persönlicher Kompass“ (Melik Kiyak, Essay ‚Haltung’ 2018), der unser Handeln orientiert. Was genau Haltung ist, was dabei alles so mitschwingt, und welche Bedeutung sie für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft hat, soll Thema des hier vorliegenden Artikels sein. Mit der Veröffentlichung der Sprachsoftware ChatGPT ist das Thema Künstliche Intelligenz (KI) wieder in aller Munde. Seit Microsoft den Megadeal mit der Firma OpenAI zur Übernahme und Integration von ChatGPT in die Microsoft-Suite angekündigt hat, liest man fast täglich von den Möglichkeiten und Perspektiven, die diese (und andere) Anwendungen bieten. KI hat enorme Fortschritte gemacht und wird als sensationelles Wundermittel der Digitalisierung für alle Lebensbereiche gehyped. Danach wird sie dem Menschen Antworten auf alle Fragen geben, sie wird eigenständig lernen und befähigt, immer komplexere Diagnosen abzugeben und Entscheidungen zu treffen. Im Internet der Dinge ‚kommunizieren‘ Maschinen miteinander, und es stellt sich die Frage: Wann kann KI besser denken als Menschen, und wann wird der Mensch, der ja letztlich nicht rein rational handelt, weil er immer auch emotional in seine Umwelt eingebunden ist, ersetzbar sein? Selbst die deutsche Ethik-Kommission fühlt sich aufgefordert, darauf hinzuweisen, dass KI nur zum Guten des Menschen benutzt werden darf. Als Hilfsmittel wird sie gerne gesehen, aber den Gefahren für den Menschen, für seine Tätigkeiten - bis hin zur Bedrohung seiner Existenz solle bitte angemessen begegnet werden. Im hier vorliegenden Artikel möchte ich der Frage nachgehen, warum der Hype um KI, insbesondere die sogenannten selbstlernenden Sprachsoftware(n) besteht, welche Bedeutung KI für unser Leben in den verschiedenen Lesarten (positiv/negativ) hat, und schliesslich, inwieweit man von Intelligenz sprechen kann, oder welche Entwicklungen ablaufen müssten, um der menschlichen Intelligenz auch nur im Ansatz nahe zu kommen. Autoren: Dr. Wolfgang Runge, Rüdiger Schäfer Was in den 1980ern mit Studien zum kulturellen Wandel in Unternehmen begann (z.B. McKinsey „Cultural Change“), hat seither eine weitreichende Entwicklung in den Managementlehren genommen. Kulturwandel in Unternehmen sollte einhergehen mit partizipativen Führungsmodellen. Später lag der Fokus auf dem Business Process Reengineering und in dessen Gefolge Ansätze des Lean Management. Die daraus resultierende Restrukturierungswelle hat dem Change Begriff eine deutlich negative Konnotation eingebracht, gingen Veränderungen in der Organisation doch allzu oft einher mit Bedrohungsszenarien, der Angst vor Jobverlust und einer Zukunft, die keine positiven Perspektiven zu versprechen vermag. In den 2000ern setzte verstärkt die Digitalisierung aller Unternehmensbereiche ein, komplexe unternehmerische Entscheidungen wurden auf der Grundlage von Big Data Analysen möglich - wenn sie nicht gleich an Algorithmen delegiert wurden, die als Backbone einer globalisierenden Wirtschaft zu erheblichen Rationalisierungen führen soll(t)en. Im Zuge dieser Entwicklungen werden mehr und mehr Transformationen des Unternehmens oder von Unternehmensteilen adressiert. Art und Natur von Transformationen (in Abgrenzung zum Change) wollen wir nachvollziehen und ihre Wirkungsweise beleuchten. Vergessen, ein Thema, das insbesondere bei älter werdenden Menschen sehr präsent ist, und wenn es uns bewusst wird, dass wir etwas vergessen haben, zu Ärgernissen führt. Namen werden vergessen, Termine oder getroffene Vereinbarungen werden nicht mehr erinnert. Dafür blitzen Erinnerungen an vergangene Erfahrungen und Erlebnisse wie Stories aus einem anderen Leben auf. Natürlich treffen diese Vorgänge nicht nur auf ältere Menschen zu. Das Vergessen spielt psychologisch eine wichtige Rolle und die Erinnerung ist bedeutsam zur inneren Regulierung unserer Ansichten und Einsichten. Sie steuert unser Handeln (mit). Sie ist zentral für die Bildung des Selbst. Wir sind, wen wir erinnern. Und wir erinnern uns entsprechend dem, was uns zugesprochen wurde. In diesem Artikel analysiere ich, was Erinnern und Vergessen eigentlich ist, welche psychologischen und neuro-physiologischen Erkenntnisse dazu vorliegen, und welche Auswirkungen beides auf das menschliche Leben hat. - In einer soziologischen Perspektive geht es mir schliesslich darum, den grundlegend kollektiven Charakter von Erinnern und Vergessen herauszuarbeiten. Mit seinen Auswirkungen sowohl auf und für den Einzelnen, wie auch für die Gesellschaft. |
Das weiße Blatt
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